Tausendsassa Alkohol
PAN-
Villa
Tagungs­raum

Magazin „VielPfalz“

Auszug aus der Ausgabe 6/2024 Die Welt des Alkohols

Recht neu auf der Liste der außergewöhnlichen Museen in der Pfalz ist derweil „Tausendsassa Alkohol“ in Germersheim – als „PAN Das Museum“ Teil des Konzepts für die heutige Nutzung der früheren PAN Brennerei Berkel.

Mathias Berkel, Geschäftsführer des Familienunternehmens Berkel, hat es im vergangenen Jahr „statt der üblichen Feierlichkeiten“ zum 175-jährigen Jubiläum der mittlerweile in Ludwigshafen ansässigen Firma eröffnet. „Die Botschaft des Museums ist, dass der Alkohol ein Tausendsassa ist, der viel mehr kann, als nur getrunken zu werden“, sagt der 63-Jährige. Auf rund 350 Quadratmetern werden in dem 1899 erbauten Gebäude nun Einblicke in die vielfältige Welt des Alkohols gegeben. Das beginnt schon in der lichtdurchfluteten Halle im Erdgeschoss, obwohl das eigentliche Museum eine Etage höher liegt. Alte Werbeplakate versetzen den Betrachter im Nu in die Zeit zurück, als in dem alten Backsteinbau noch der bekannte Wodka Pan und andere Spirituosen gebrannt wurden. Erst später wurde die 1847 gegründete Firma nach dem Wodka benannt. „Nach dem Krieg hatten der Cousin meines Vaters und mein Großvater die Idee“, berichtet Mathias Berkel. Neben der Brennerei habe die Fabrik, zu der auch eine Mühle gehörte, damals noch eine weitere Funktion gehabt: „Wir waren der erste Stromlieferant in Germersheim.“

Die Ursprünge des Alkohols

Das Museum erzählt die Geschichte des Alkohols. „Wahrscheinlich wurde Alkohol von arabischen Medizinern das erste Mal gewonnen, um Kräuter zu lösen“, so Berkel. Früher sei Alkohol, gemeint ist der Stoff Ethanol, etwas für Spezialisten gewesen und kein Massenprodukt wie heute. „Als Genussmittel entdeckt wurde er erst im 15. Jahrhundert.“ Unter anderem haben Mönche viel experimentiert und den Wein, den man ja schon seit Tausenden Jahren kannte, dabei auch mal erwärmt, erfährt der Besucher in der Ausstellung. Der Geruch, der dabei durch den entweichenden Alkohol wahrzunehmen gewesen sei, hätten sie als den „Geist des Weines“ bezeichnet, verrät Diplom-Brennmeister Mathias Berkel. „Davon kommt auch der Begriff Spirituosen.“ Ethanol nur aus Wein zu gewinnen, wäre jedoch zu kostspielig. „In der Regel gewinnt man ihn heute aus Getreide, Kartoffeln und Obst“, zählt der Fachmann auf. Im Museum werden nicht nur die Verfahren erklärt, sondern auch verschiedene Geräte zur Alkoholherstellung präsentiert. Von der Schwarzbrennerblase, wie sie vielleicht manch einer verbotenerweise im Hinterzimmer hatte, bis zur professionellen Anlage. Natürlich, so verlangt es das Gesetz, sind diese Gerätschaften nicht mehr voll funktionsfähig. Aber dennoch bestens geeignet, den Prozess der Destillation nachvollziehbar zu machen.

Informativ, interaktiv, innovativ

Das Museum ist in sechs Themenwelten unterteilt: Dargestellt werden die Anfänge des Alkohols, die Technik des Brennens, die Arbeit im Labor, das Thema Alkohol in der Gesellschaft, der Tausendsassa Alkohol und die Zukunft. Aspekte wie Alkoholmissbrauch werden dabei ebenso wenig ausgelassen wie die Vielfalt der Produkte, in denen Alkohol enthalten ist und die problemlos einen Einkaufswagen füllen, seien es Reinigungsmittel, Kosmetika oder auch Schuhcreme. In dem offen gestalteten Raum ist es allerdings nicht zwingend nötig, alle Stationen der Reihe nach zu studieren. So kann jeder Besucher nach dem Betrachten der alten Alkoholmessgeräte oder des Modells einer modernen Rektifikationsanlage noch einmal zu den Anfängen zurückwandern oder sich an den interaktiven Tischen eingehender informieren. Weitere Informationen soll bald eine Audioführung mit der Stimme des Firmenchefs bieten, die derzeit in Arbeit ist.

Alkohol in der Kunst

Es lohnt sich durchaus, sich in die Erklärungen zu vertiefen. Denn wer nicht gerade selbst Chemiker oder ausgewiesener Experte für Alkohol ist, erfährt im PAN-Museum viel Neues und teilweise Überraschendes. Etwa, dass Rohsprit nicht für Lebensmittel verwendet werden kann oder dass reines Ethanol nur gewonnen wird, indem der Alkohol am Ende dehydriert wird. Wer das ehemalige Kesselhaus neben der Halle betritt, entdeckt zudem noch eine weitere Themenwelt: PAN Die Kunst. Denn als Kunstliebhaber hat Mathias Berkel einige Gemälde gesammelt sowie Schautafeln mit berühmten Werken drucken lassen, in denen Alkohol ebenfalls eine Rolle spielt. Verschiedene Zitate berühmter Menschen und Retro-Metallschilder zeigen dabei, dass man das Thema durchaus mit einem Augenzwinkern aufgreifen kann.

 

QUELLE
Auszug aus dem Beitrag „Museumstour“ von Julia Köller in der Ausgabe 6/2023 (Dezember/Januar) des Magazins „VielPfalz“ – www.vielpfalz.de